Ich liebe es einfach, die Beratung mit dem Pferdetraining zu verbinden. In diesem Artikel werden…
Natural Horsemanship: Was ich an dieser Methode kritisch finde
Einige Jahre war ich ein großer Fan der Natural Horsemanship Bewegung. Doch mit der Zeit stellte ich dieses so logisch erscheinende Konzept in Frage und stellte erschrocken fest, wie unfair ich mich damit den Pferden gegenüber verhalten habe. In diesem Blogartikel erzähle ich dir, was Natural Horsemanship ist, was mich anfangs daran begeistert hat, ich mittlerweile aber als kritisch ansehe und welche Alternativen ich jetzt anwende.
Was ist Natural Horsemanship?
Natural Horsemanship wurde durch Pat Parelli groß gemacht. Auf der Equitana tauchte ein Parelli-Instructor nach dem anderen auf und präsentierte „den neuen Weg“ mit Pferden in Bodenarbeit und Reiten. Bei der Methode soll eine „natürliche Kommunikation“ mit dem Pferd stattfinden, welche dadurch entsteht, dass der Mensch die „Sprache“ der Pferde (Körpersprache) nutzt. Parelli selbst wirbt mit einer Trainingsmethode, die auf Respekt und Vertrauen basiert. Wissenschaftlich geprüft oder bestätigt wurde diese jedoch nie.
Was hat mich an Natural Horsemanship begeistert?
So viele Probleme im Training entstehen durch Fehler in der Kommunikation. Wenn jetzt der Mensch einfach die Sprache des Pferdes spricht und ihm genau sagen kann, was es tun soll, ist dieses Problem gelöst. Die Methode ist super simpel und selbst Kinder können sie ausführen.
Also, was ist das Geheimnis der Pferdesprache?
Am Prinzip des Weichens wird deutlich, welches Vorgehen im Natural Horsemanship verfolgt wird:
Unter Pferden kann man schließlich oft beobachten, dass ein Pferd, wenn es ein anderes zum ausweichen auffordert, erst feine Signale aussendet. Das kann z.B. ein Anlegen der Ohren sein. Dann den Kopf zum anderen Pferd dreht und droht. Es „steigert“ die Intensität der Signale einfach immer weiter, bis (sollte das andere Pferd immer noch nicht ausgewichen sein), es das andere Pferd wegbeißt.
Das könntest auch du ganz einfach anwenden. Du könntest z.B. auf die Hinterhand deines Pferdes schauen, um diese weichen zu lassen. Wenn das Pferd nicht reagiert, wird der Stick (oder die Gerte) angehoben, dann wird das Pferd damit angetippt und der Druck wird immer weiter gesteigert, bis das Pferd weicht.
Das kann dem Pferd auch mal weh tun. Ist ja schließlich bei den Pferden untereinander auch so, nicht wahr?
Ein Pferd ist der Chef und der Chef setzt sich bei den rangniederen Pferden durch.
Klingt ganz logisch. Aber kann man das genau so auf den Menschen übertragen?!
Was ich kritisch an der Natural Horsemanship Methode finde
Es gibt Pferdeexperten, die sich mit Pferdesprache, Verhalten und dem sozialen Gefüge wissenschaftlich auseinandersetzen. Und bei genauerer Betrachtung der Pferde stellte sich heraus, dass einige Prinzipien aus dem Natural Horsemanship doch etwas zu vereinfacht worden sind.
Beim Weichen nur die Steigerung des Drucks zu sehen und alle möglichen anderen Kommunikationssignale und Einflüsse aus dieser Situation einfach mal zu ignorieren, wird der vielfältigen und vielschichtigen Kommunikation der Pferde einfach nicht gerecht. Es gibt so viele Faktoren zu beachten, dass das Weichen nicht auf das Steigern des Drucks reduziert und 1:1 auf den Menschen übertragen werden kann.
Es als die „natürliche“ Kommunikation der Pferde zu bezeichnen, sehe ich als Versuch einer Legitimation von Gewalt gegen das Pferd. Auf der einen Seite psychische Gewalt, weil das Pferd lernt, schon auf kleinen Druck zu weichen, weil es Schmerz vermeiden will. Auf der anderen Seite körperliche Gewalt, weil der Druck ggf. so weit gesteigert wird, bis das Pferd aus Schmerzen weicht.
Sind das dann Vertrauen und Respekt? Oder eher Angst und Gewalt?
Ich möchte nicht unterstellen, dass diese extreme Vereinfachung und Verzerrung der Pferdekommunikation von Parelli mit Absicht so gewählt wurde. Wahrscheinlich hatte er nur das Beste im Sinn und in seinem Buch über Natural Horsemanship nennt er „das Herz“ bzw. die Liebe zum Pferd als einen wichtigen Bestandteil seiner Methode. Leider wird dieser Bestandteil allzu häufig übersehen und hindert Menschen nicht daran, die Methode zu nutzen, um Pferde gefügig zu machen.
Welche Alternativen zu Natural Horsemanship gibt es?
Meine Liebe zu den Pferden hat mich dazu gebracht, mir sehr viele Methoden, Konzepte und TrainerInnen – ganz genau und sehr kritisch – anzuschauen.
Einige Methoden, die sich als „gewaltfrei“ oder als „partnerschaftlich“ beschrieben, wiesen dieselben Vorgehensweisen wie das Natural Horsemanship auf.
Damals war es noch gar nicht so einfach, wirklich die TrainerInnen zu finden, die sich vom Natural Horsemanship und anderen fragwürdigen Trainingsmethoden abgrenzten.
Heute kann ich dir eine Liste an Pferdeexperten geben, die sich wissenschaftlich mit der Kommunikation von Pferden auseinandersetzen und diese Erkenntnisse in faire und tatsächlich gewaltfreie Trainingsmethoden für Pferde übertragen. Schaue gerne mal auf folgenden Seiten vorbei und sammle Inspiration:
- Marlitt Wendt (Website // Instagram)
- Kati Westendorf (Website // Instagram)
- James French (Website // Instagram)
Wie ich dir auf deinem Weg helfen kann?
Leider startet nicht jeder Mensch mit seinem Pferd bei Null mit einem gewaltfreien Training. Viele Pferde haben durch den (unwissentlichen) Einsatz unfairer Trainingsmethoden schlechte Erfahrungen gemacht. Diese kann man nicht einfach „löschen“ und von vorne anfangen. Was dich nicht davon abhalten sollte, einen gewaltfreien Weg einzuschlagen!
Die neuen, gewaltfreien Trainingsmethoden erstmal einzuführen, dich und dein Pferd immer wieder aus alten Mustern rauszuholen und Schritt für Schritt einen Trainingsweg zu finden, der tatsächlich auf Vertrauen und Respekt aufbaut, ist manchmal gar nicht so einfach.
Ich habe eine Methode entwickelt, bei der ich mich von den oben genannten Konzepten habe inspirieren lassen. Ich nenne sie Kooperationstraining.
Dabei begleite ich dich darin, das Vertrauen deines Pferdes wieder aufzubauen und Leichtigkeit im Training zu finden! Im Raum Oberhausen, Bottrop, Dinslaken und Duisburg komme ich gerne zu dir an den Stall.
In einem kostenlosen Erstgespräch kannst du mich und meine Methode erst einmal näher kennenlernen.
Finde deinen Weg direkt ins Herz deines Pferdes.
Alles Liebe und höre nie auf, zu hinterfragen!
Deine Kira Brauer