Kursbericht: natürliche Kommunikation mit Pferden bei Sandra von HoliHorse Guidance
Am 02. und 03.09.2023 durfte ich ein ganz besonderes Wochenende erleben, das ganz im Zeichen der Pferde stand. Sandra Kitzmüller von HoliHorse Guidance hatte den weiten Weg aus Österreich auf sich genommen, um in Kempen (NRW) ihren ersten 2-tägigen Workshop in Deutschland zu geben. Im folgenden Blogartikel teile ich mit dir meine wichtigsten Erkenntnisse aus diesen intensiven Tagen.
Erkenntnis 1:
Mentale Verbindung und Kommunikation mit dem Pferd
Schon in der ersten Übung zum „aufwärmen“ haben sich jeweils zwei Teilnehmende zusammengefunden und sollten gemeinsam einen Stab tragen. Jeder bekam ein Ende auf die geöffnete Handfläche gelegt, sodass meine Partnerin und ich uns über ganz feine Signale abstimmen und durch die Halle bewegen mussten, ohne dass einer von uns der Stab aus der Hand rutscht.
So simpel diese Übung auch wirkt, so eindrucksvoll fand ich den Effekt.
Dadurch, dass Ziehen oder Schieben nicht wirklich möglich war, traten feinste Bewegungen und die mentale Verbindung zueinander in den Vordergrund. Mal führte die eine, mal die andere Person und manchmal war nicht erkennbar, wer wen führte, da die Führung einfach fließend hin und her ging. Mal ging es vorwärts, mal rückwärts oder auch seitwärts.
Es entstand ein harmonischer, fließender Tanz.
Sich so im Einklang zu bewegen, sich zu synchronisieren, ist ein unbeschreiblich schönes, angenehmes Gefühl. Manche würden es vielleicht als „Flow“ beschreiben. Es kann nicht erzwungen werden und braucht keine Belohnung, da es an sich schon erfüllend ist.
Auch wenn wir den Stab getragen haben, waren wir uns im Anschluss an die Übung einig: Es fühlte sich an, wie Freiarbeit mit einem Pferd. Freiarbeit, die auf Freiwilligkeit und Verbindung basiert. In der das Pferd nicht gedrängt oder manipuliert wird, um beim Menschen zu bleiben, sondern bewusst im Kontakt bleibt und das Führen und geführt werden genießt.
Diese Übung hat eine Rahmen vorgegeben, in dem Körperkontakt oder grobe Einwirkung auf die andere Person nicht möglich waren. Dadurch wurde der Raum geöffnet, um den Fokus auf die mentale Kommunikation und eine Abstimmung über feine körpersprachliche Signale auf Distanz (Blickrichtung, Hand heben, Ausrichtung des Oberkörpers etc.) zu richten.
Ob mit einem anderen Menschen oder mit einem Pferd, es lohnt sich sehr, bewusst einen mentalen Kontakt aufzunehmen, bevor wir auf die Ebene der körperlichen Berührung wechseln. So oft sind wir schnell dabei unser Pferd zu streicheln, mit der Hand oder der Gerte zu touchieren oder den Strick aufzunehmen. Leider verwehren wir uns damit auch oft die Möglichkeit, uns energetisch mit dem Pferd zu verbinden und auf einer viel feineren Ebene zu kommunizieren.
Erkenntnis 2:
Alte Muster überwinden für neue Wege
Menschen und Pferde sind „Gewohnheitstiere“. Und das ist auch gut so, solange die Gewohnheiten und Routinen uns zuträglich sind. Leider stecken wir auch in vielen Mustern fest, die uns (oder anderen) schaden und manchmal scheint es unmöglich diese Muster anzulegen.
Eine sehr einfache, wie wirkungsvolle Lösungsstrategie, um diese Muster und Gewohnheiten aufzulockern, um sie letztendlich leichter lösen zu können, sind kleine Veränderungen. Ganz einfache Beispiele sind, das Pferd an einem anderen Ort zu füttern oder zu Reiten; zu einer anderen Zeit zum Stall zu fahren oder die Aufgaben am Stall/ den Ablauf des Trainings in einer anderen Reihenfolge zu erledigen.
Wir sind selbst dafür verantwortlich, uns auf dem Trott, in dem wir feststecken, rauszuholen. In kleinen Schritten, mit kleinen Veränderungen. Umso mehr wir verändern, desto leichter fällt es uns, Lösungen zu sehen oder zu entwickeln, die wir vorher übersehen oder nicht für möglich gehalten haben.
Wir schaffen uns und unserem Pferd Raum, um eine neue Perspektive auf Dinge einzunehmen, um unsere Wünsche und Vorstellungen von einem guten Umgang mit unserem Pferd umzusetzen.
Wir können unserem Pferd nach und nach Möglichkeiten schaffen, uns ehrliches Feedback zu geben und ihm zu eröffnen, seine Persönlichkeit und Einzigartigkeit zu zeigen und auszuleben.
Erkenntnis 3:
Es gibt sie, und es sind viele: Gleichgesinnte!
Am Workshop haben so unglaublich unterschiedliche Menschen teilgenommen. Genauso vielfältig waren auch ihre Pferde (vom Shetty, Jungpferd, Mustang bis hin zu Pferden aus dem Tierschutz war alles dabei). In den zahlreichen Gesprächen habe ich bei allen Teilnehmer:innen eines herausgehört: Ihre Liebe zu Pferden und ihre große Bereitschaft, alles Nötige zu verändern, damit es den Pferden gut geht. Einige haben sich dazu sehr intensiv mit der Hufbearbeitung, Fütterung oder (wie in diesem Workshop) mit der Kommunikation mit Pferden auseinandergesetzt. Aber zusätzlich zur Aneignung von Wissen und bestimmten Fähigkeiten, war auch die Bereitschaft groß, sich selbst und sämtliche bestehende Annahmen über Pferde zu hinterfragen. Die eben genannten alten Muster zu erkennen und zu verändern.
Ich finde, es hat eine enorme Kraft, wenn sich eine Gruppe findet, die ähnlich tickt. Wir haben in den Übungen oft die Übungspartner:in getauscht und mit jeder Person hatte ich wieder neue Erkenntnisse und durfte neue Erfahrungen sammeln. Jede Pause brachte Gespräche hervor, von denen eines interessanter als das andere war. Niemand wurde ausgeschlossen, niemand wurde verurteilt. Die Gruppe bot einen geschützten Raum, indem jede:r auch persönliche Erfahrungen, Zweifel und Sorgen äußern konnte. Schnell war klar, dass wir als Gruppe auch nach dem Wochenende in Kontakt bleiben wollen. Denn so eine Art Gruppe ist wie ein Katalysator für den persönlichen Wachstum und bringt Erkenntnisse, auf die man alleine nicht kommt. Auch die Idee, einen Frauenkreis (Women-Circle) zu veranstalten, nahm während des Wochenendes immer mehr Gestalt an. Aber dazu wird es wohl bald in einem anderen Blogartikel mehr geben 😉
Zu Sandra Kitzmüller
Wie so oft, wenn man eine Person nur über das Internet (Instagram: @holihorse.guidance) kennenlernt, erscheint sie erstmal so weit weg. Nicht nur, dass Sandra plötzlich in NRW ganz nah war, auch im Workshop wurde sehr schnell klar, dass sie uns Teilnehmer:innen auf Augenhöhe begegnet. Genau diese wohlwollende und ehrliche Haltung wurde auch immer wieder in ihren Beispielen zu ihrer Art des Umgangs mit Pferden erkennbar. Sie hat ihren eigenen, ganzheitlichen Ansatz entwickelt, in dem neben der körperlichen und Verhaltensebene auch die mentale, energetische und Beziehungsebene einbezogen werden.
Zur Vorbereitung auf den Workshop gehörte auch Sandras Onlinekurs zur natürlichen Körpersprache mit Pferden, welcher bei ihr auf der Seite auch einzeln erworben werden kann. In dem Kurs ging sie auf die unterschiedlichen Körperbereiche (Kopf, Arme, Beine etc.) und ihre Bedeutung in der natürlichen Kommunikation mit dem Pferd ein. Der Kurs spiegelt neben den Informationen über Körpersprache auch wunderbar Sandras Haltung wider. Sie vermittelt dabei, wie wichtig und hilfreich es sein kann, das Feedback vom Pferd zuzulassen und daraus mehr über sich zu lernen.
Hier kommst du auf Sandras Seite und zu ihren Onlinekursen.
Zur Reitanlage Tönisberg
Die liebe Reenste (Instagram: @emotional_solutions) hat angefragt, ob Sandra zu uns nach NRW kommt. Als Veranstaltungsort diente uns die Reitanlage Tönisberg in Kempen. Die Besitzerin der Reitanlage, Kerstin Flesch, erklärte uns, dass sie ihre Reithalle, den Reitplatz und auch Gastboxen gerne für Workshops und Seminare zur Verfügung stellt, da es ihr am Herzen liegt, damit einen Beitrag für eine positive Entwicklung der Pferdewelt zu leisten.
Viele Stallbetreiber:innen scheuen sich wohl, ihre Anlage an Externe zu vermieten. Der reibungslose Ablauf, der respektvolle Umgang mit den Einstallern und das Achten ihrer Privatsphäre ist hoffentlich ein ermutigendes Beispiel, dass alle Beteiligten daraus profitieren konnten.
Falls auch du eine Halle für einen Workshop oder ein Seminar mieten möchtest, schau gerne auf der Facebookseite der Reitanlage Tönisberg vorbei oder nimm per Mail Kontakt zu Kerstin auf.
Ein großes Danke…
… an Eva, die mich auf den Workshop aufmerksam gemacht hat.
… an Reenste für die Organisation.
… an alle Teilnehmer:innen für die gemeinsamen Übungseinheiten, Gespräche und Impulse.
… an Sandra für dieses lehrreiche und wundervolle Wochenende.
Finde deinen Weg direkt ins Herz deines Pferdes.
Du hast es in der Hand.
Und wenn du Unterstützung brauchst, dann schau dich um.
Es gibt viele wundervolle und hilfsbereite Menschen, die das gleiche Ziel haben:
Eine bessere Welt für Pferde und Menschen ❤
Alles Liebe,
Kira
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